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Konzeptionen des Nicht-Mehr-Daseins

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Konzeptionen des Nicht-Mehr-Daseins. Trauer ist der Ausdruck des Verlusts. Die Tatsache, dass ein geliebter Mensch nicht mehr unter uns ist, ist die Belastung der Hinterbleibenden. Trauerarbeit bedeutet in diesem Zusammenhang einen langen Weg des Hinnehmens einer als unerträglich empfundenen Realität bis, nach oft langer Zeit, ein Einstimmen in das Unveränderliche beginnt. Dieser Prozess wird begleitet von Gedanken über das Nicht-Mehr-Dasein.

Gedanken über das Nicht-Mehr-Dasein im Angesicht des Todes

Alle Menschen sind verbunden durch die Tatsache von Geburt und Tod, wobei sich die meisten Fragen nach dem Transzendenten auf den Gedanken des Seins nach dem Tod richten. Über das mögliche Sein vor unserer Geburt entwickeln wir Menschen kaum Vorstellungen. Ich habe schon viele Gespräche mit Menschen geführt, die sich mit der Tatsache ihres Todes beschäftigt haben, manchmal rein theoretisch, manchmal, weil sich bereits eine potenziell tödliche Krankheit eingestellt hatte. Bei allen Gedanken in diesem Umkreis spielt die Frage des spirituellen Selbstverständnisses eines jeden die entscheidende Rolle.

Ein religiöser Mensch wird die Tatsache des Todes als Übergang in eine andere Form des Seins begreifen. Da verliert der Tod seinen Schrecken, auch wenn die unüberwindbare Trennung von Diesseits und Jenseits meist die Trennung von Menschen oder die Auflösung von Lebensgemeinschaften bedeutet. Der Nicht-Gläubige Mensch hat es da wesentlich schwerer. Er muss hinnehmen, dass der Tod das substanziell nicht wirklich denkbare Nicht-Mehr-Dasein bedeutet, also noch radikaler gedacht als die Vorstellung des buddhistischen Nirvana, bei dem es immer noch die individuelle Existenz einer sich selbst nicht mehr bewussten Seele gibt.

Eine überraschende Perspektive

In einem dieser Gespräche über Sein und Nicht-Sein, Diesseits und Jenseits, äußerte ein Beteiligter, er gehe mit der Frage des Nicht-Mehr-Daseins nicht von der Perspektive des Todes, also des Endes, aus, sondern dem genauen Gegenteil, dem Anfang, also der Geburt. Er stelle sich die Frage, aus welcher Kraft und welchem Geist er Mensch wurde und als solcher geboren wurde. Wo und wie war ich, bevor es mich gab? Existenz aus dem Nichts sei für ihn nicht denkbar. Also sollten wir über den Tod doch eher im Sinne des noch Nicht-Geboren-Seins denken. Das „Davor“ und das „Danach“ werden sich doch sicher entsprechen. Ich finde, eine überraschende Sichtweise, nicht spezifisch religiös oder gar christlich. Und dennoch voller Trost! Im Angesicht des Todes und des Sterbens eine feste Überzeugung über das „Danach“ zu besitzen, ist eine Art von Gnade.